- in Heizen by Patrick Thoma
Was ist Fernwärme?
An das Fernwärmenetz angeschlossene Gebäude werden mit thermischer Energie für Warmwasser und die Heizung versorgt. Das dazu verwendete heiße Wasser wird mithilfe von gut isolierten Rohrleitungen, die zumeist unterirdisch verlegt sind, von den Versorgern zu den einzelnen Wohngebäuden transportiert.
Neben Großversorgern, die das „Abfallprodukt“ Wärme aus Kohle-, Atom- oder Biomassekraftwerken nutzen, können einzelne Wohnsiedlungen auch über ein eigenes Versorgernetz verfügen. Auch wenn man hier häufig von Nahwärme spricht, fällt diese Art der Wärmeversorgung technisch und juristisch gesehen ebenfalls unter die Begrifflichkeit Fernwärme.
Gerade in Ballungsgebieten wird oft Fernwärme angeboten. In ländlichen Gebieten ist sie dagegen seltener anzutreffen. Die Verteilung der deutschlandweit etwa 1.400 Fernwärmenetze, die eine Gesamtlänge von mehr als 19.000 Kilometer vorweisen, ist aber auch aus geschichtlichen Ursachen recht unterschiedlich. So werden in den östlichen Bundesländern etwa 32 % der Haushalte mit Fernwärme versorgt, während es in den westlichen Bundesländern nur rund 9 % der Haushalte sind.
Da die Kraft-Wärme-Kopplung den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid verringert, wurde in den letzten Jahren ein Ausbau des Netzes vorangetrieben. Besonders günstige CO2-Bilanzen weisen dabei Biomasseheizkraftwerke auf. Weil besser gegen Wärmeverluste isolierte Gebäude die Nachfrage sinken ließen, gestaltet sich die Entwicklung der Anschlusszahlen und der Liefermengen dennoch rückläufig.
Was benötigt man für die Nutzung der Fernwärme?
Um die thermische Energie der Fernwärme nutzen zu können, benötigen Gebäude einen entsprechenden Hausanschluss, der aus einer Vor- und Rücklaufleitung besteht. Diese leitet das heiße Wasser zur Hausübergabestation, wo es für Heizzwecke und zur Warmwasserbereitung genutzt wird. Die Einrichtung und Wartung des Anschlusses und der Übergabestation wird vom Versorger (zum Beispiel Stadtwerke) übernommen, sodass Fernwärme äußerst komfortabel für den Nutzer ist.
Was sind die Vorteile von Fernwärme?
– umweltfreundlich: Fernwärme entsteht meist sozusagen als „Abfallprodukt“ bei der Stromherstellung und produziert daher keinen bzw. kaum zusätzlichen CO2-Ausstoß.
– platzsparend: Für die Heiz- und Warmwasserversorgung ist lediglich eine Übergabestation mit dem Wärmemengenmesser sowie eventuell einem Wärmeüberträger nötig. Alles ist sehr kompakt.
– komfortabel und sauber: Weil innerhalb der eigenen vier Wände keine Verbrennung stattfindet, entstehen hier weder Abgase noch Gerüche, Rauch oder Ruß. Die Heizung kann leicht bedient werden.
– konstante Preise: Starke Preisschwankungen wie beim Öl und Gas sind bei der Fernwärme nicht zu erwarten. Meist sind Verträge mit konstanten Preisen zudem auf ein Jahr ausgelegt.
– kein Schornstein: Es ist kein Schornstein nötig. Somit entfallen auch die Kosten für Schornsteinfeger.
– kein Heizkessel: Durch den fehlenden Heizkessel wird nicht nur beim Platz, sondern auch bei den Wartungskosten gespart.
– keine Beschaffung, Vorfinanzierung und Lagerfläche für Brennstoffe nötig: Fernwärme kommt „fertig“ ins Haus und Kunden müssen sich nicht um den Brennstoffbezug sorgen.
– Wartungsarbeiten im Grundpreis enthalten: Der Fernwärmelieferant führt Wartungsarbeiten in regelmäßigen Abständen durch. Dadurch entstehen allerdings keine zusätzlichen Kosten.
– Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) als Ersatzmaßnahme: Für Gebäudebesitzer, für die das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz erneuerbare Energien zum Teil zur Wärmedeckung vorschreibt, gilt eine KWK-Anlage als Ersatzmaßnahme.
Was sind die Nachteile von Fernwärme?
Bei genauerem Blick entpuppen sich einige Vorteile allerdings als Nachteile:
– meist fossile Brennstoffe: Die meisten KWK-Anlagen werden mit fossilen Brennstoffen gespeist. Biomassekraftwerke besitzen dagegen deutlich bessere Umweltbilanzen.
– geringer Wirkungsgrad und Effizienzverluste: Durch lange Transportwege geht Wärme verloren. Zudem sind Anlage mit Fernwärmenutzung deutlich weniger effizient als moderne Brennwertheizungen. Brennwerttechniken können bei Fernwärme nicht genutzt werden.
– Anbieterwechsel schwierig: Ein kurzfristiger Anbieterwechsel ist aufgrund von Verträgen und oft mangelnden Alternativen kaum möglich.
– Preise: In der Jahresbilanz liegen Preise oft über denen für eine Gasheizung (Erdgas), teilweise auch über Ölheizungen (Erdöl).
Was kostet Fernwärme für den Verbraucher?
Trotz der eigentlich „kostenlosen“ Produktion von Fernwärme durch die Kraft-Wärme-Kopplung ist eine besonders günstige oder gar kostenlose Lieferung nicht möglich. Die Kosten für den Fernwärmeabnehmer entstehen durch das Rohrverteilungsnetz, mit dem die Wärme überhaupt zum Verbraucher gelangt, sowie einige technische Raffinessen, die die Wärme nutzbar machen. So ist zum Beispiel ein Hausanschluss sowie ein Wärmetauscher zur Regulierung der vom Verbraucher benötigten Temperatur nötig.
Zur Berechnung des Preises für die Fernwärme kalkulieren Anbieter folgende Komponenten mit ein:
Grundpreis: Hier sind alle Kosten für den Bau, die Verwaltung sowie die Wartung und Reparatur der technischen Anlagenkomponenten einberechnet.
Arbeitspreis: Unter dem Arbeitspreis befinden sich alle Kosten, die direkt mit dem jeweiligen Wärmeverbrauch in Zusammenhang stehen. Neben den Brennstoffkosten sind dies der benötigte Strom für die Pumpen. Der Preis ist daher von der verbrauchten Wärmemenge abhängig.
Dienstleistungspreis: Einige Anbieter kalkulieren die Kosten für Messungen und Abrechnungen gesondert im Dienstleistungs- bzw. Messpreis.
Im Allgemeinen sind die Kosten für die Fernwärme relativ stabil und haben sich ähnlich wie der Strompreis konstant geradlinig entwickelt, während Gas- und Heizölpreise oftmals starke und sprunghafte Preisschwankungen verzeichnen mussten.
Die Preise für die Fernwärme sind je nach Region sehr unterschiedlich. Eine pauschale Preisbetrachtung ist aufgrund der Preisunterschiede von bis zu 90 Prozent kaum möglich.
Da es meist nur einen oder sehr wenige Anbieter für eine bestimmte Region oder Stadt gibt, besteht meist eine faktische Monopolstellung und ein Anbieterwechsel bzw. -vergleich ist schwierig bzw. unmöglich.
Für wen lohnt sich Fernwärme?
Vor allen in Ballungsgebieten sind Fernwärmenetze bereits vorhanden. In ländlichen Gebieten lohnt sich der Ausbau und Anschluss aufgrund der hohen Kosten für das Leitungsnetz dagegen weniger, aber auch hier sind einige Siedlung und Gemeinden mit kleineren Netzen ausgestattet.
Für Neubaugebiete kann eine Gemeinde aus Klimaschutzgründen auch einen Anschluss- und Benutzungszwang auferlegen.
Der Anschluss lohnt sich aber auch für Altbauten, die an einem bestehenden Fernwärmenetz liegen. Er ist problemlos und ohne großen Aufwand möglich. Da der Großteil der Anbieter einen bestimmten Sockelbetrag erhebt, sollte das Gebäude allerdings über einen bestimmten Wärmeverbrauch verfügen. Für weniger gut isolierte Altbauten und Mehrfamilienhäuser lohnt sich ein Anschluss also mehr als für einen energieeffizienten Neubau.
Bereits vorhandene Heizungsanlagen lassen sich problemlos an die Fernwärmestation einbinden. Hier wird die ankommende Fernwärme mithilfe eines Reglers an die Übergabebedingungen angepasst und durch einen Wärmetauscher an den vorhandenen Heizkreislauf übergeben. Einzige Voraussetzung für den Anschluss ist ein hindernisfreier Zugang für die Hauptleitung bis zum Gebäude. Für die Hausanschlussleitung sind nur zwei Kernbohrungen an der Hauswand nötig.
Fernwärme kann auf Wunsch nur für die Heizung genutzt werden und so mit anderen Energiearten für die Warmwasserbereitung kombiniert werden. Damit stellt sie eine gute Ergänzung für die solare Warmwasserbereitung dar.
Wartung der Fernwärme
Fernwärme ist besonders komfortabel, da sich der jeweilige Anbieter selbst um die regelmäßige Wartung der Anlage kümmert. So sind die jeweiligen Wartungs- und Reparaturkosten für das Leitungsnetz und den Hausanschluss bereits im Grundpreis enthalten.